Tiflis / Georgien
18. Juni 2023 – 22. Juni 2023
Heute war die Abreise aus Österreich und somit auch der Startschuss
für das wohl (vorerst 😉) größte Abenteuer unseres Lebens. Auch wenn
die Abreise emotional aufgewühlt war, haben wir nur eines im Kopf unser erstes
Ziel, unser erster Schritt von vielen: Tiflis, Georgien.
Tiflis liegt im Osten des Landes und ist mit seinen knapp
1.1 Millionen Einwohnern kleiner als Wien. Im Gegensatz zu Wien oder Graz ist
die Stadt aber nicht auf einen Fleck zentriert, sondern schlängelt sich auf
einer Länge von über 20km am Fluss Kura entlang. Durch die zusätzliche Tallage
wird die tatsächliche Größe von Tiflis erst auf den 2. Blick und von oben aus
ersichtlich.
Nach unserer Ankunft am tifliser Flughafen mussten wir
natürlich noch mal durch eine Sicherheitsschleuse (bei welcher ich wohlgemerkt
meinen allerersten Stempel im Reisepass erhalten habe!) und dann weiter zur
Gepäckausgabe. Glücklicherweise waren beide Rucksäcke unbeschadet dabei und wir
machten uns auf dem Weg zum Bus, der uns in die Stadt bringen sollte.
Anmerkung: Vom Flughafen in die innere Stadt fährt alle 20
min. ein Bus, welcher 1 GEL (umgerechnet 0.35 Euro) kostet und daher eine
kostengünstige Alternative zu den vergleichbar teuren Flughafentaxis ist.
Während unserer Busfahrt nach Tiflis sind uns auch direkt
drei Dinge aufgefallen:
- es gibt sehr viele streunende Hunde
- es gibt viele während des Baus aufgegebene Gebäude und
zusammengefallene Häuser
- es herrscht ein ziemliches Polizeiaufgebot
In der Innenstadt angekommen haben wir auch direkt die
Antwort auf den letzten Punkt erhalten: Die U21-Europameisterschaft, welche
derzeit in Georgien (Tiflis & Batumi) und Rumänien ausgetragen wird. Die
Polizeipräsenz in Georgien dient aber nicht nur zum Schutz der Fußballspieler,
sondern auch zur Strafprävention im restlichen Land, weshalb die Republik als
sehr sicher gilt. Georgien belegte heuer sogar den 11. Platz bei den sichersten
Ländern der Welt.
Um nun auf den erfolgreichen ersten Tag anzustoßen, gönnten wir uns jene Inspiration, die uns eigentlich in dieses Land geführt hat: Kindzmarauli. Ein semi-sweet red wine, welchen ich (an dieser Stelle danke an meinen großen Bruder) vor ca. 2 Jahren probieren durfte und der mein Herz im Sturm eroberte.
An unserem ersten vollen Tag in Tiflis stand natürlich direkt
eine Stadtexkursion an:
Wir besuchten unter anderem die Sameba-Kathedrale, (wir
irrten ein wenig unbeholfen umher, bis wir tatsächlich dort ankamen und halfen
inzwischen sogar einer Dame dabei, ihren Stromzähler abzulesen) bei welcher wir
auch das erste Mal mit einem Streuner in Berührung kamen und obwohl ich wirklich
Angst davor habe, dass wir uns mit Tollwut infizieren, hat uns das nicht daran
gehindert, auch die nächsten Hunde zu streicheln, die uns über den Weg gelaufen
sind.
Grundsätzlich gilt aber: Jene Hunde, die ein Markerl haben,
sind gegen Tollwut geimpft und auch gegen andere Infektionskrankheiten
geschützt.
Die Bridge of Peace (Friedensbrücke) sowie der Rike Park mit
dem Konzerthaus und dem Heißluftballon durften bei unserer Erkundungstour
natürlich nicht fehlen. Die Bridge of Peace als auch das Konzerthaus sind
großteils aus Glas gefertigte Gebäude und heben sich dadurch sehr deutlich von
der Stadt ab. Auch die Gondelfahrt über die Stadt zur Festung Nariqala stand
auf unserer Liste.
Als Tourist in Tiflis muss man immer darauf gefasst sein,
dass man keine 20 Meter kommt, ohne von einem Touranbieter angequatscht zu
werden. Was für uns aber absolut kein Nachteil war, da wir sowieso eine
Weintour durch die Region Kakheti machen wollten. Als uns ein Touranbieter das
Ganze inkl. Besuch eines typisch georgischen Süßigkeitenladens und einer
Brotbackstube für 60 GEL (also knapp 22 Euro) schmackhaft machte, schlugen wir
natürlich direkt zu und hatten somit einen Plan für den kommenden Tag.
Anmerkung: Georgier legen viel Wert auf Touristen und auch auf die Meinung eben jener. Es schadet daher nicht, ein wenig beim Preis zu verhandeln und ihnen anzubieten, dass man im Gegenzug eine Rezession schreibt.
Die kulinarische Rundreise durch Georgien begann am nächsten
Tag um 9 Uhr und wir starteten mit einem Kleinbus Richtung Osten. First Stop:
Der Süßigkeitenladen, bei welchem wir das erste Mal Tchurtchchela kosten
durften.
Tchurtchchela ist DIE georgische Süßigkeit, sieht von weitem
allerdings aus wie eine Kerze (& wurde laut unserer Reiseleiterin wohl auch
einmal als solche verwechselt). Hierbei handelt es sich jedoch um Walnüsse, die
auf einer Schnur aufgefädelt und dann in ein kochendes Gemisch aus Traubensaft
und Mehl getunkt werden. Wahlweise wird dieselbe Zubereitung auch mit
verschiedenen, unter anderem getrockneten, Früchten gemacht.
Unseren nächsten Halt machten wir dann bei einer
Brotbackstube. Der Brotteig ist recht simpel: Mehl, Wasser, Salz. Zu einem Teig
zusammengerührt wird das Ganze dann in kleinere Portionen aufgeteilt, ein
wenig, wie bei einem Stritzelzopf in die Länge gezogen und dann bei einem
Betonrohr mit ca. Ø80cm an die Wand geklebt. In der Mitte des Rohres wurde
vorher bereits ein Feuer entfacht, damit der Teig später an der heißen Wand
durchgebacken wird.
Als nächstes fuhren wir nach Sighnaghi: die Stadt der Liebe, wo man Michi & mich direkt zum Heiraten animieren wollte. (Es gibt hier für die standesamtliche Trauung sogar einen 24/7-Service, also falls wer spontan heiraten möchte?)
Es dauerte allerdings nicht lange, bis es dort wie aus
Eimern schüttete, was uns und unsere Reiseleiterin aber nicht davon abhielt,
die eigentliche Attraktion des Ortes zu besichtigen: die ca. 4 km lange Wehrmauer,
welche einen Teil der Stadt umgibt. Bis auf die Knochen durchnässt fuhren wir
danach weiter nach Telavi, wo dann (endlich) die Weinverkostung stattfand. Hier
haben wir auch unser erstes Khachapuri gegessen: Ein Teigschiff mit salzigem
Käse und einem Ei gefüllt.
Vor der Weinverkostung wurden wir auch mit der Geschichte des Weines und mit der Vergärmethode betraut. Einige Hard-Facts darüber kommen jetzt:
- Georgien gilt als eines der Ursprungsländer des
Weinbaus und wird auch oft als „Wiege des Weines“ bezeichnet; die ältesten
Nachweise dafür werden auf 6000 – 5800 v. Chr. datiert
- Georgien baut neben den internationalen Standardsorten auch
viele traditionelle und einheimische Rebsorten an
- Wein ist neben Alteisen das zweitwichtigste Exportgut
des Landes
- In der Weinregion Kakheti werden zur Weinherstellung
teils noch traditionell Quevris verwendet. Quevris sind im Boden eingelassene
Tongefäße (bis ca. 2000l), in welche zuerst zerquetschte Trauben mitsamt Stängel,
Schale und Kerne gefüllt werden und welche dann verschlossen werden. Dadurch,
dass das Quevri im Boden vergraben und verschlossen ist, behält es eine
konstante Temperatur bei – es kann eine Gärung einsetzen.
Monate später wird das Tongefäß dann geleert und der Wein
von den Schalen und übrigens Resten getrennt. Der Wein wird anschließend erneut
in einem Tongefäß gelagert und erhält durch den Ton im Inneren seine typisch
orange Farbe und körperreichen Geschmack – desto länger die Lagerung, desto
intensiver die Farbe.
Fun Fact: Da die Tongefäße in der Erde vergraben sind, muss man bei der Reinigung ins Innere der Amphore klettern und die Wände sanft mit einem Schwamm abwischen. Da durch die Vergärung und die alkoholhaltige Luft im Inneren aber immer die Gefahr eines Rausches besteht, muss derjenige im Tongefäß ein Lied singen, während ein zweiter außerhalb zuhört und aufpasst. Wird das Lied falsch gesungen oder fängt der Sänger an zu Lallen, wird es Zeit, das Tongefäß zu verlassen.
Das absolute Must-See, was man bei einem Besuch in Tiflis nicht
fehlen darf, ist die "Chronik von Georgien". Es trägt unter anderem
den schönen Namen „Stonehenge von Tiflis“ und stellt mehrere Szenen aus der
Bibel sowie Könige, Königinnen und einflussreiche & geschichtsträchtige
Persönlichkeiten dar. Von oben hat man eine gute Aussicht über die Stadt sowie den
tifliser See.
How to: eat Khinkali
Isst man den Stängel der Khinkali oder lässt man ihn über?
Isst man die Dumplings mit den Fingern, Besteck oder gar Stäbchen?
Grundsätzlich werden die Dumplings mit den Fingern gegessen,
indem man sie am Stängel aufhebt, dann ein kleines Loch herausbeißt, den
Fleischsaft austrinkt und dann den Rest isst – so verhindert man auch ein
Massaker am Teller. Der Stängel wird dabei aber oft übergelassen, weil der Teig
dort dicker und oft nicht komplett durchgekocht ist. Ob man ihn nun isst oder
nicht, ist aber reine Geschmackssache.
Hallo ihr beiden, super, dass man euer Reiseabenteuer hier mitverfolgen kann. Die ersten Eindrücke erwecken ja schon richtig Fernweh in mir. Alles Gute und freue mich schon auf die nächsten Beiträge. :-)
AntwortenLöschenLg, Lukas St.