Batumi – Rize / Georgien - Türkei
26. Juni 2023 – 29. Juni 2023
Der Wecker am 26. Juni holte uns recht früh aus den Federn,
denn schließlich gab es um 8 Uhr einen Bus, den es zu erwischen galt. Um diesen
nicht zu verpassen, machten wir uns bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt auf
den Weg, damit wir dort noch genügend Zeit für die Sitzplatzwahl und Co. hatten.
Dieser Plan ging allerdings nur bedingt auf: Als wir nämlich am Busbahnhof
ankamen war unser Bus schon voll. Etwas irritiert suchten wir die Dame auf, die
uns das Ticket verkauft hatte. Nachdem sie das Problem recht schnell erkannte
machte sie sich auf die Suche nach einem anderen Gefährt. Nach der nächsten
Absage waren wir alle 3 allmählich nervös. Schließlich gelang es ihr einen der
Fahrer zu überreden, uns in seinem Mercedes Sprinter mitzunehmen und so saßen
wir sichtlich erleichtert im Gefährt nach Batumi. Die Straße war wie erwartet übersäht
mit Schlaglöchern, was die Reise sehr mühsam gestaltete. Erst am Nachmittag
erreichten wir Batumi, die zweitgrößte Stadt Georgiens.
Batumi ist vor allem durch sein Glückspiel bekannt und zieht als „The Las Vegas of the Black Sea“ allerhand internationale Touristen an. Vor dem Angriff auf die Ukraine war ein Großteil der Gäste aus Russland. Das mag vor allem daran liegen, dass Glückspiel in Russland bis auf 5 „Glückspielzonen“ verboten ist.
Nach einem 4km langem Marsch kamen auch wir so richtig an, auch wenn unser Apartment gar nicht so einfach zu finden war. Grund dafür war, dass es 3 große Apartmentkomplexe gab, die alle denselben Namen, jedoch unterschiedliche Besitzer hatten. Immerhin gelang es uns, dann beim 2. Versuch ins richtige Gebäude zu kommen. Wären die Apartmentkomplexe ein Roulettetisch, hätten wir wohl einen großen Teil unseres Reisebudgets verloren. Immerhin ein guter Grund jene Etablissements vorerst zu meiden.
Da uns die kabellose Fotoübertragung von der Kamera aufs
Handy ein wenig „fuxte“, beschlossen wir, in Batumi einen Adapter für die
SD-Karte zu kaufen. Das Wetter war allerdings schon den ganzen Tag etwas bescheiden
und ließ es gerade dann aus, als wir den Hotelkomplex verließen. Wir suchten Schutz,
wo wir nur konnten, doch die 500m bis zum Elektrogeschäft waren ausreichend, um
uns bis auf die Unterhose zu durchnässen. Dort angekommen wurden wir direkt
fündig und Angi konnte nun endlich die Fotos sichern (& natürlich endlich
ausschicken 😉) Wir machten anschließend noch das
naheliegende Shoppingzentrum unsicher und Angi fand endlich eine passende Kopfbedeckung
für kommende Unternehmungen.
Da Einkaufen gefühlt immer hungrig macht, beschlossen wir
auf die Jagd nach einem Khachapuri zu gehen. Um Lizzy und Co. eine Freude zu
machen, entstand der Plan ein gemeinsames Foto auszudrucken und dieses mit der
Post nach Tsvirmi zu schicken. Mit vollem Magen suchten wir deshalb einen Photo
/ Print-shop auf, die typischen Sofortdruck-Automaten, die wir von DM und Bipa
kennen gibt es hier leider nicht. Mit den Bildern bewaffnet suchten wir das
nächste Postamt auf und machten uns daran, diese zu beschriften und in einen
Umschlag zu packen. Was für uns hierbei auch neu war ist, dass unter die
Adresse auch die Telefonnummer des Empfängers geschrieben wird. Da wir diese
leider nicht hatten, bleibt nur zu hoffen, dass der Brief den Weg in das kleine
Nest auch so findet.
Nach unseren Einkäufen nutzten wir einen der großen Vorteile des Apartments: die Möglichkeit selbst zu kochen. Das ist nach 10 Tagen Abhängigkeit von Restaurants, Bäckereien und Imbissständen eine willkommene Abwechslung. Was gekocht wurde? Nudeln mit Pesto, wie könnte es auf so einer Reise auch anders sein 😉.
Ein weiterer großer Vorteil unseres Apartments gegenüber den
vorherigen Unterkünften ist die Nähe zum Meer. Und nach drei langen Wandertagen
hatten wir es bitter nötig, mehr als nur die Zehen einzutauchen.
Der Badeausflug in Batumi ist allerdings mit Vorsicht zu
genießen. Nein, wir reden hier nicht von Seeigeln, wie man sie in Kroatien
vorfindet, sondern von ausgewachsenen Seeminen. Richtig gelesen! Tatsächlich
kommt es vor, dass Seemienen (von denen es vor allem in ukrainischen Gewässern
einige gibt) sich aus deren Verankerung lösen und durch das Meer treiben. Im
Februar dieses Jahres detonierte etwa 25 Meter entfernt von der Küste Batumis
eine Seemine. Verletzt wurde dabei zum Glück niemand.
Da das Spazierengehen wohl auch zu unseren Lieblingsbeschäftigungen zählt, darf eine Tour durch die Stadt natürlich nicht fehlen. Batumi hat schöne Alleen und Strandpromenaden, an denen man kilometerweit gerade aus gehen kann. Geschmückt sind diese meist mit kleinen Ständen, die von Hüten bis zum Obstsalat eine große Auswahl bieten. Auf dem Weg zurück zu unserem Apartment stießen wir auf einen frei begehbaren Zoo, der Affen, Ziegen, Ponys und Vögel beherbergte. Schön anzusehen war dieser jedoch nicht, da die Tiere wenig Raum und noch weniger Möglichkeiten hatten, sich mit irgendetwas zu beschäftigen.
Traurig war auch wieder die Anzahl an streunenden Hunden, welche allesamt erstaunlich liebesbedürftig und zutraulich waren. Einmal gestreichelt folgten die Tiere einem mehrere hundert Meter. Wie du dir sicher denken kannst, hätten wir am liebsten jeden 2. Hund adoptiert, doch da der Raum in so einem Rucksack sehr begrenzt ist, entschlossen wir, weiterzuziehen. Genauer gesagt nach Rize, die Cay(Tee)-Hauptstadt der Türkei.
Der Weg dorthin startete mit einer Busfahrt zur Grenze (ca.
20km), danach muss man die Grenze zu Fuß passieren. Das Gebäude glich einem
kleinen Flughafenterminal mit Duty-Free und allem, was dazugehört. Nachdem wir
durch die ganzen Schleusen und die „Immigration“ durchgedüst sind suchten wir
einen ATM auf. Da der einzig verfügbare leer war, waren wir schon das erste Mal
etwas nervös: „Wie sollen wir den Bus nach Rize bezahlen?“, fragten wir uns.
Zum Glück hatte Angi noch ein paar georgische Lari, die wir in einer Stube zu
einem guten Kurs gegen die türkische Lira tauschen konnten und mit einer Sorge
weniger im Gepäck suchten wir die Bushaltestelle hinter der Grenze auf. Als wir
auf den ersten Bus zugingen wurden wir bereits von einem unruhigen Busbegleiter
empfangen. Stellte sich heraus, dass der Bus gerade nach Rize abfahren wollte
und genau noch zwei Plätze frei hatte. Erleichtert nahmen wir Platz und waren
richtig Happy, dass der Grenzübertritt und der Transfer so reibungslos
funktioniert hatte. Jetzt blieb uns nur mehr die Beine hochzulegen und die
Aussicht auf das Meer, die kleinen Orte und Moscheen zu genießen.
Für Rize selbst hatten wir nur einen halben Tag eingeplant, ein Bus nach Kayseri welcher am Abend abfahren sollte, war bereits gebucht. Um die Stunden dahin zu überbrücken, gingen wir der wohl schönsten Nebensache des Lebens nach: Essen.
Wir suchten uns ein kleines türkisches Restaurant in der Innenstadt,
welche mit gigantisch großen Erdogan Wahlplakaten übersäht war. Relikte der Präsidentschaftswahl,
welche knapp ein Monat vor unserer Ankunft in der Türkei stattgefunden hat. Schon
beim Bestellen unseres Mittagessens fiel uns auf, wie freundlich die
Einheimischen waren, auch wenn sie kein Wort Englisch gesprochen haben. Nach
der vorzüglichen Mahlzeit gab es noch einen Cay aufs Haus, der beste Schwarztee
den ich je in meinem Leben getrunken hab!
Wenn man an die Türkei denkt, hat man direkt türkischen Kaffee im Sinne – dennoch ist es ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Türken selbst viel „türkischen Kaffee“ trinken. Das Hauptgetränk, das von morgens bis abends in wortwörtlicher aller Munde ist, ist nämlich der Schwarztee. Serviert wird dieser in einem Glas, welcher der Form einer Tulpe nachgeahmt ist. (Wusstet ihr, dass die Tulpe über die Türkei den Weg nach Europa gefunden hat und erst im 16. Jhd. in die Niederlande kam? Mehr dazu: https://www.hanatravel.com/de/tulpen-das-geschenk-der-turkei-an-die-welt . In Istanbul findet zudem jedes Jahr zwischen März und Mai das Fest „Istanbul Lale Festivali“, also das Tulpenfest statt. Weiters findet man die Tulpen auch auf Porzellan, Teppichstickereien oder Fliesen.)
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