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#7 Izmir nicht egal

Izmir / Türkei

07. Juli 2023 – 10. Juli 2023

Wir konnten unmöglich von Fethiye nach Izmir weiterreisen, ohne noch einmal schwimmen gewesen zu sein. Also packten wir unser Badezeug und die halbe Melone von gestern und machten uns auf dem Weg zum Strand (inklusive Supermarktbesuch, wo wir noch ein Brot, Tomaten und einen Aufstrich besorgten).

Nach dem „leichten“ Frühstück noch einmal ins Meer gehüpft und dann ging es auch praktisch schon wieder in die nächste Stadt: Izmir. (Wir sind auch beide heilfroh, dass wir den Gelsen nun nicht mehr als Buffet dienen müssen!)

Izmir hat neben vielen kleinen Bars, Restaurants und dem dementsprechend regen Nachtleben auch eine sehr breite Promenade entlang des Meeres, die nicht nur zum Flanieren einlädt, sondern auch den Einheimischen, besonders am Abend, einen Ort des Zusammentreffens und des Austauschs bietet. Man sollte aber trotzdem vor dem Wind gewarnt sein, der dort sein Unwesen treibt und bei einem Mittagessen meine Pommes als Opfergabe eingefordert hat!

Ephesus / Ephesos:

Die Anfahrt nach Selcuk (und in weiterer Folge nach Ephesus) erfolgte von Izmir aus mit dem Zug. Die Tickets dafür hatten wir bereits vorher erstanden und das war auch gut so, denn als wir am Bahnhof ankamen, hatte sich vor dem Ticketschalter bereits eine lange Schlange gebildet und es wäre sich keinesfalls ausgegangen, wenn auch wir uns in dieser einreihen hätten müssen. Da der Bahnhof recht klein war, war das Gleis schnell gefunden und uns würde eine knapp 1 ½-stündige Zugfahrt nach Selcuk (etwa 50 Kilometer südlich von Izmir) bevorstehen. Vom Selcuker Bahnhof aus machten wir uns dann auf die Suche nach einem Busbahnhof, von welchem wir mit den (eh schon bekannten) Minibussen, weiter nach Ephesus fahren konnten. Wir starteten mit dem wohl logischsten Ausgangspunkt: Nachdem wir keine Busse beim Bahnhof vorfanden, musste es zumindest entlang der Straße Richtung Ephesus eine Bushaltestelle geben – und so war es auch oder zumindest fanden wir den besagten Busbahnhof.

In Ephesus selber waren bei unserer Ankunft schon recht viele Reisebusse, die sich bis zu unserer Abreise aber noch einmal zu verdoppeln schienen.

Izmir

Ein Achterl Wissen:

Die Geschichte von Ephesus lässt sich ca. ins 10. Jahrhundert v. Christus datieren, allerdings kann heute nicht mehr genau nachvollzogen werden, wer Ephesus tatsächlich begründet hat. Ob es nun der Prinz von Athen war, der nach einer Prophezeiung des Orakels von Delphi gehandelt hatte oder ob die Amazonenkönigin „Otrera“ ihre Hände im Spiel hatte… Zeitzeugen dazu gibt es wohl keine mehr… 😉

Ephesus wurde unter römischer Herrschaft, etwa 133 v. Christus, zur Hauptstadt Kleinasiens und erfuhr die Hochzeit unter der Regentschaft von Kaiser Augustus, etwa 27 v. Christus. In dieser Zeit wurde Ephesus zu einem Zentrum des Handels, der Kunst und des Austausches von verschiedenen Kulturen. Es wurden Theater und Büchereien gebaut, Marktplätze errichtet, weite Straßen für den Handel und auch Aquädukte zur Wasserversorgung in der Stadt erbaut.

Während des Byzantinischen Reichs (von 395 n. Christus bis 1453 n. Christus) wurde Ephesus unter christlichem Glauben geführt; es wurden Kirchen errichtet und sogar die Jungfrau Maria soll sich demnach nach der Himmelfahrt Jesu mit dem Evangelisten Johannes in Ephesus niedergelassen haben. Dieser soll dort das uns bekannte Johannesevangelium verfasst haben.

Im 8. Jahrhundert n. Christus wurde Ephesus zuerst von den Arabern, dann von den „Seljuk“ Türken eingenommen und schließlich im 14. Jahrhundert n. Christus wieder von den Byzantinern zurückerobert. Ephesus verlor bereits vor den kriegerischen Auseinandersetzungen als Wirtschaftsmetropole und Zentrum des Wissens und der Macht an Relevanz, allerdings waren die Kämpfe wohl der Todesstoß für die aufstrebende Stadt. Zudem kam, dass auch der Wasserzugang zum ägäischen Meer nicht mehr gegeben war, weshalb die Stadt anschließend aufgegeben wurde und verfiel, bis man etwa mit Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Ausgrabung und dem Wiederaufbau dieses Ortes begann. (https://www.througheternity.com/en/blog/history/Ephesus-Turkey-discovering-the-Ancient-City.html9

Theater Ephesus

Wenn man Ephesus heute besucht, dann spürt man kaum noch etwas vom einstigen Flair, das hier geherrscht haben muss, dennoch lässt die Größe der Ruinenstadt ein wenig auf die damalige Macht und die vielen Menschen, die hier gelebt und gedient haben, schließen. Schon zu Beginn der Tour sieht man die Überbleibsel des einstigen Theaters, welches früher für bis zu 25.000 Menschen Platz gefunden und seine Bühne heute wieder für manche Events geöffnet hat. So fand heuer im Juli etwa das internationale „Ephesus Opera and Ballet Festival“ statt. Unter dem Theater erstreckt sich die breite Hafenstraße, welche von einer Allee aus Säulenmonumenten eingesäumt wird. Zum Hafen oder geschweige denn zum Meer führt diese Straße aber heute niemanden mehr. 

Celsius-Bibliothek Ephesus
Dann kommt man zur Hauptattraktion von Ephesus: Die Celsius-Bibliothek, welche 1903 bei Ausgrabungen entdeckt und in den 1970ern wiederaufgebaut wurde. Die freistehende Fassade der ehemaligen Bibliothek bietet heute unzähligen Touristen einen tollen Hintergrund für ihre Fotos; die hohen Türen und Säulen zusätzlich eine tolle Umrandung. Die feinen Details, die in Marmor geschnitzt wurden, sind auch heute noch gut zu sehen und auch das elektrische Zeitalter hat bereits an diesem Ort Einzug gehalten – so wurden, worüber ich sehr dankbar bin, die Lichter und Kameras rund um die Bibliothek und Ephesus farblich an den Marmor angepasst und ausgebesserte Stellen im Stein gut ins Gesamtbild integriert wurden.

Neben der Celsius-Bibliothek gibt es dann noch das Hanghaus 2, bei welchem man noch einmal knapp EUR 11,00 pro Person auf den Eintrittspreis drauflegt. Die sogenannten „Terrace Houses“ wurden Ende der 90er durch eine Schutzdachkonstruktion inkl. Seitenwänden (Ein Dach für Ephesos) vor Regen, Wind und anderen Witterungen abgeschottet, um die Freilegung der Wandmalereien, Mosaike und Stuckdekorationen nicht zu gefährden. Das Hanghaus 2 ist in mehrere Bereiche und Häuser gegliedert und die Etagen sind mit kleinen Treppen verbunden. Ganz zu Beginn sieht man direkt ein Meer aus Mosaiksteinen, bei denen wohl hartnäckig versucht wird, wieder ein einheitliches Bild zusammenzupuzzlen. Auch wunderschön erhaltene Wandmalereien in kräftigen Farben wurden freigelegt sowie riesige Mosaikgemälde am Boden.

Wandmalereien Hanghaus 2
Puzzle aus Wandfliesen

Im Hanghaus 2 war es etwas ruhiger als draußen und auch das Klima war angenehmer – Man denkt sich zwar, dass es unter der Dachkonstruktion irrsinnig heiß sein muss, (wer schon mal in einem Zelt übernachtet und bis zum späten Vormittag geschlafen hat, weiß was ich meine 😉) aber durch die Lüftungsschlitze an der Wand und die Ventilatoren wurde uns der Aufenthalt sehr angenehm gemacht und das Flanieren war eine willkommene Abwechslung.

Neben dem Hanghaus 2 gibt es dann noch das Hanghaus 1, das allerdings im Gegensatz zu seiner „jüngeren Schwester“ stiefschwesterlich behandelt wird und kein Dach erhalten hat.

Wo wir gerade beim „Dach“ sind: Wusstet ihr, dass Österreich bereits seit den 1890ern wesentlich an den Ausgrabungen in Ephesus und anderen Regionen in der Türkei beteiligt ist? Unter anderem wurde „Ein Dach für Ephesos“ von Österreich mitgestaltet, finanziert und auch errichtet. Im Hanghaus 2 findet man heute folgende Information dazu:

„Die Konservierung und Präsentation des Hanghauses 2 durch einen Schutzbau ist ein Beitrag zur Erhaltung des Weltkulturerbes und eine Verpflichtung, die Österreich durch seine nunmehr über einhundertjährige Forschungstätigkeit in der Türkei mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Republik Türkei übernommen hat.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften, das Österreichische Archäologische Institut und die Österreichische Gesellschaft der Freunde von Ephesos danken den Sponsoren, die dieses Vorhaben unterstützen.“

Kittycat
Ganz schön bescheiden, gell? Während unserer Reise stolperten wir aber immer wieder über Österreichs Einflüsse und Unterstützungen in anderen Ländern. So etwa in Georgien (Tsvirmi), wo Österreich wesentlich an der Umweltpolitik, darunter fällt der Gewässerschutz, das Wiederaufforsten und eine nachhaltige Fortwirtschaft sowie die Erhaltung der Biodiversität, beteiligt war oder in Nepal (Kathmandu), wo Österreich den Wiederaufbau des „Garden of Dreams“ finanziert hat.   

Abseits von den gut erhaltenen Monumenten kann man in Ephesus aber auch ehemalige Wohnhäuser, Kirchen, Statuen, Säulen, Straßen und anderweitige Skulpturen entdecken. Dazwischen findet man auch immer wieder tierische Begleiter wie Eidechsen, Vögel oder Katzen, die entweder der Sonne entfliehen oder eben jene anbeten. Auch wir hätten uns am liebsten in den Schatten verzogen, der allerdings in Ephesus nur schwer auffindbar ist – übrigens so schwer wie Toiletten. Abseits von den stillen Örtchen, die man vor tausenden Jahren benutzt hat, findet man nämlich nur zu Beginn und am Ende des Freiluftmuseums ein Klo.

Nach Ephesus wollten wir auch Izmir ein wenig näher kennenlernen und spazierten zum Izmir Clocktower, welche ein wenig außerhalb des Stadtzentrums auf einem großen Platz gebaut wurde. Dieser grenzt auch an einen kleinen Basar, welcher von A – Z wieder alles hatte, was man sich wünschen konnte, und viele Einheimische tummelten sich dort; dazwischen ein paar Touristen, die sich, wie auch wir, wohl in der Nähe des Clocktowers aufhielten und im Basar verloren gingen. Nach unserem Basarbesuch, der mit einem süßen Slushi begonnen und mit süßen Babykatzen aufgehört hat, waren wir auch wieder auf dem Weg retour ins Hostel, wo heute wieder ein gemischter Salat mit Käse und Nüssen auf dem Speiseplan stand.

Izmir Clocktower
 



 

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