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#8 Istanbul not Konstantinopel

Istanbul / Türkei

10. Juli 2023 – 18. Juli 2023

Von Izmir ging es ein letztes Mal mit dem Flixbus weiter nach Istanbul, wo wir auf der asiatischen Seite ausstiegen und dann mit den Öffis zur europäischen Seite fahren mussten. Grundsätzlich wäre es möglich gewesen, auch auf „europäischem“ Boden auszusteigen, aber da funkte unsere Check-in Zeit bei unserer Unterkunft dazwischen. Also machten wir uns mit den Öffis auf den Weg (was ohne Internet wieder gar nicht so leicht war), schafften es aber dennoch ca. 1 1/2h später an unser Ziel. Unsere Vermieterin ist sehr nett, aber (wie es sich wohl für eine Künstlerin gehört) sehr zerstreut. Auch mit der restlichen Unterkunft hatten wir nicht ganz so viel Glück: wir hatten zwar eine Küchenzeile, durften diese allerdings nur fürs Frühstück machen benutzen; wir hatten zwei getrennte Betten (was man jetzt positiv oder negativ sehen kann 😉); wir hatten kaum Sonnenlicht, weil die einzigen Fenster in die zwei getrennten Schlafzimmer führten und das Allerschlimmste war wohl, dass wir jeden Morgen um kurz nach 4 Uhr vom Muezzin geweckt wurden und dessen Schreierei jedes Mal so laut war, als würde er direkt vor unserem Fenster stehen.

asiatische Seite
Am Morgen ist der letzte Satz des Muezzins übrigens: „As-salatu chairu-mina-naum“, was so viel heißt wie: „Gebet ist besser als Schlaf“. Da ich aber geborene Lang- & Ausschläferin bin und nicht ganz einer Meinung mit dieser Aussage bin, ließ ich mich auch nicht davon abhalten, nach der kurzen Unterbrechung noch 3 Stunden Schlaf dranzuhängen.

In Istanbul nahmen wir zudem an einer Free-Walking-Tour teil, deren Tourleiterin uns dann knappe 2 1/2h durch die Stadt jagte und uns neben der Geschichte zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten wie etwa der Hagia Sophia, der Blauen Moschee oder dem Hamam auch sonstige nützliche Fakten beibrachte. So etwa erzählte sie uns von den Tulpen, die ich in Blog „#3 Schwarzes Meer und türkischer Tee“ schon erwähnt hatte; vom „Michelangelo der Osmanen“ oder etwa, wie & wieviel wir am Basar verhandeln dürfen. Achja, sie hat uns auch vom Tuesday Market erzählt, der auf der asiatischen Seite stattfindet. Der Tuesday Market öffnet seine Tore jeden Dienstag und Freitag: Am Dienstag wird hauptsächlich Gemüse zum Kauf angeboten und am Freitag verwandelt sich die ganze Fläche in eine Mischung aus Fetzen-, Gemüse-, Stoff- und Kleidungsmarkt. Das Schöne an diesem Markt ist aber wohl, dass hauptsächlich die Einheimischen dort einkaufen gehen und auch die Stimmung nicht so aufgeheizt ist, wie etwa beim Großen Basar auf der europäischen Seite.

Tuesday Market

An dieser Stelle fällt mir auch das Kommentar von einer Bekannten ein, mit welcher ich einmal beim Fetzenmarkt zusammengearbeitet habe: „Beim Fetzenmarkt herrscht immer eine eigene Stimmung – alle sind glücklich und freuen sich über die niedrigen Preise“. Und genau dasselbe Gefühl hatten wir auch: Insgesamt verbrachten wir mehr als 3 Stunden am Markt, wühlten durch Kleiderstapel, genossen den Geruch von den getrockneten Früchten und schauten, was die Leute so für Zeug in ihren Dachböden und Kellern bunkern.

Turkish Delight
Neben dem Tuesday Market haben wir natürlich auch noch den Großen Basar und den Ägyptischen Basar/Gewürzbasar angeschaut, wobei uns der Große Basar aber nicht so gut gefallen hat, weil die Atmosphäre dort ein wenig bedrückend war. Zudem sind die Preise schon sehr an die Touristen angepasst und auch die Gänge sind sehr steril gehalten. Von Wühlen und Kramen sind wir hier weit weg!

Der Gewürzbasar hingegen war mit den ganzen Farben und Gerüchen eine Wohltat für die Augen und Nase – auch die „Turkish Delights“ haben sehr lecker ausgesehen. Zugegeben, wir haben zwar den „Turkish Coffee“ aber keinen türkischen Honig probiert, geschweige denn anderes Süßgebäck. Im Nachhinein betrachtet wirkt es fast, als wären wir in Istanbul auf Diät gewesen! 😉

Ein Achterl Wissen:

Sinan oder „Michelangelo der Osmanen“ war einer der bedeutendsten Architekten im osmanischen Reich und hat unter anderem die Süleymaniye-Moschee im Auftrag von Sultan Süleyman I. erbaut. 

Lichter Hagia Sophia   Hagia Sophia Abends
 

Um die Warteschlange bei der Hagia Sophia zu umgehen, planten wir den Besuch für abends ein – den Schlauchschal kurz um den Kopf gewickelt, den Rucksack durch die Sicherheitsschleuse geschickt und dann muss man eigentlich nur mehr der Duftwolke aus Füßen und Käse ins Innere der Moschee folgen. Der Teppich wird zwar vor jedem Gebetsruf (also 5x am Tag) gereinigt, aber die bis zu 120.000 täglichen Besucher hinterlassen nun mal ihre Spuren – wenn auch keine Sichtbaren! Die Moschee ist am Abend nur durch die unzähligen herunterhängenden Kronleuchter beleuchtet und verleiht der Atmosphäre einen schummrigen Touch. Auch wenn man von der Farbenpracht und den Verzierungen an der Wand weniger sieht, so war der Besuch in der Nacht doch ein besonderes Erlebnis.

Blaue Moschee
Auch die Blaue Moschee oder Sultan-Ahmed-Moschee und die Süleymaniye-Moschee verdienten es, von uns besucht zu werden: Die Wände der Blauen Moschee waren mit zahlreichen, meist in blau und rot gehaltenen, Mustern und Schriftzeichen versehen und die Süleymaniye-Moschee, welche auch tatsächlich als Moschee erbaut und nicht von einer Kirche umgewandelt wurde, hatte wunderschöne bunte Glasfenster. In der Süleymaniye-Moschee waren zudem nur wenige Besucher und das Sitzen am roten Teppichboden lud zum „Gedanken einfach schweifen lassen“ ein.

Als es mit unserem Istanbul Aufenthalt langsam zu Ende ging, alle Sehenswürdigkeiten bereits zu genüge erkundet waren und wir trotzdem noch ein paar Tage bis zum nächsten Flug übrig waren, beschlossen wir, mit der Fähre zu den Prinzeninseln zu fahren.

Ein Achterl Wissen:

Die Prinzeninseln bestehen aus 9 Inseln, wobei die Größte von ihnen knapp 5,4 km2 Fläche hat und auch bewohnt ist und die Kleinste gerade mal so groß wie ein Fußballfeld ist.

Waisenhaus Prinzeninsel
Wir befanden uns nach einer ca. 2-stündigen Fährenfahrt inklusive Delfinsichtung auf der Insel Büyükada, die Größte der neun Inseln. Dort machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum verlassenen Waisenhaus „Prinkipo“, welches dort von 1903 bis zu seiner Schließung im Jahr 1964 als solches gedient hat. Heute sieht man allerdings nur mehr die Holzfassade und teilweise ins Innere des Hauses, wo die jahrelange Witterung dem Holz zu sehr zugesetzt hat. Auf das Grundstück, geschweige denn in die Nähe des Zauns, welcher das Gebäude eingrenzt, darf man aber nicht und das wird auch „streng“ bewacht. Die Hitze und Kopfweh setzten uns allerdings sehr zu, weshalb unser Aufenthalt auf der Insel nur bis zum frühen Nachmittag dauerte – aber Istanbul vom Meer aus zu sehen war die lange Reise und die kleinen Strapazen zwischendurch mehr als wert!

 

Eine persönliche kulinarische Anmerkung:

Wer übrigens in der Türkei zu Besuch ist und meint, er müsst den Rübensaft probieren, weil der „sooo gut ausschaut“: Tut es nicht, es sei denn ihr steht drauf, süß-salzige Grillsauce zu trinken. (Ja, der Rübensaft mag gesund sein, aber es gibt schmackhaftere Wege zu einem gesunden Lebensstil!)



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