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#9 Zwischen Gebetsrollen und dem Himalaya

Kathmandu / Nepal

18. Juli 2023 – 23. Juli 2023

Heute würden wir Europa zum 2. Mal den Rücken kehren und unsere Reise in den Osten fortsetzen. Es geht nach Nepal!

Da unser Flug erst am Abend, genauer gesagt um 20:30 Uhr, losging, hatten wir über den Tag massig Zeit um a) gemütlich zusammenzupacken, b) uns ein Mittagessen und Abendessen zu gönnen und c) rechtszeitig zum Flughafen zu kommen. Der Vormittag war dementsprechend sehr ruhig, wir schliefen aus, machten aus den übrigen Lebensmitteln im Kühlschrank ein Frühstück und packten unsere Rucksäcke. Gegen 13 Uhr checkten wir vom Apartment aus und machten uns auf die Suche nach einem Mittagessen (was in Istanbul absolut keine Schwierigkeit ist, da sich ein Dönerstand an den nächsten reiht). Mit Verpflegung im Gepäck ging es dann mit dem Bus weiter zur Metro und nach ein wenig Herumsucherei fanden wir auch die neu angelegte Metrostation, die uns von Kagithane direkt aufs Flughafengelände bringen würde. Am Flughafen hatten wir noch mehr als genug Zeit, bis überhaupt das Check-in fürs Gepäck begann, weshalb wir uns die Zeit im Internet vertrieben – zu unserem Pech, den später stellte sich heraus, dass jedes Handy pro Tag nur 1 Stunde freies WLAN zur Verfügung gestellt bekommt. Also was lernen wir daraus? Immer zuerst die Terms & Conditions lesen!

Nachdem wir unser Gepäck aufgegeben haben, wobei wir 2 verschiedene Angaben zur Gepäckweiterleitung am Flughafen in Delhi erhalten haben, gönnten wir uns noch einen „kleinen“ kalorienreichen Abendsnack in Form von einem Milkshake und einem Burger.

Um 19:30 Uhr begann dann das Boarding und um 19:40 Uhr, als wir am Gate ankamen, waren bereits die meisten Leute im Flieger verstaut.

Wir gönnten uns einen Fensterplatz und hatten aber eigentlich den ganzen Flug über die komplette 3er Reihe für uns, was bei einem Nachtflug sehr angenehm ist. Das Schlafen gelang uns trotzdem nur mäßig und den Schlafentzug merkte man auch an unserem Humor, als wir um 5 Uhr in Delhi landeten: Es war nämlich prinzipiell einfach alles lustig!

Beim Flughafen in Delhi wurden nach Ankunft alle Reisenden nach Kathmandu, Bangkok und Singapur direkt beim Gate aufgehalten und zur nächsten Sicherheitskontrolle gebracht… Und wenn diese ein Lebensmittel gewesen wäre, dann definitiv Kaugummi! Denn die Kontrolle hat sich wahrlich in die Länge gezogen. Aber zumindest hatte das Personal bereits in den frühen Morgenstunden gute Laune und so wurde z.B. das Rad eines Kinderwagens kurzerhand abmontiert, damit der Kinderwagen durch die Sicherheitsschleuse passt. Da wir bei der Sicherheitsontrolle recht weit vorne dabei waren, hatten wir beim Gate selber genügend Zeit und holten uns deshalb einen Chai Tee sowie Frühstück. Um kurz nach 7 Uhr wurden wir dann mit dem Bus zum Flieger gebracht (der erste Eindruck von Indien? Heiß und feucht!) und um 7:50 Uhr begann unsere zweite große Reise des Tages mit dem Endziel Kathmandu!

Gegen 10 Uhr landeten wir in Kathmandu, wir besorgten uns das Touristenvisum für 15 Tage und nach einer erneuten Passkontrolle holten wir uns noch eine Sim-Karte für die Dauer unseres Aufenthalts. Bevor es mit dem nächsten Bus in die Innenstadt ging, holten wir zudem noch etwas Bargeld - und da bei jeder Transaktion (das ist übrigens in ganz Nepal so) etwa 500 NPR Gebühr abgezogen werden, wurden aus dem „bisschen“ Kleingeld direkt 20.000 NPR., was wir natürlich nur in großen Scheinen ausgezahlt bekamen…

Anmerkung: Wenn man in Nepal mit dem Bus fahren will, dann sollte man schauen, dass man zumindest ein paar 100-NPR-Scheine bei sich hat, denn unser Bus vom Flughafen hat für beide nur ca. 60 NPR (umgerechnet EUR 0,41) gekostet. Bei den Bussen gibt es übrigens neben dem Busfahrer auch eine Art „Reiseleiter“, welcher bei jeder Haltestelle aus dem Bus springt und die anzufahrenden Bushaltestellen herumschreit. Und das ziemlich schnell! Als uns dann endlich der (scheinbar) richtige Bus aufgabelte, ging es für uns in die Stadt. Die Straßen in Kathmandu sind (bis auf ein paar Schlaglöcher) recht gut ausgebaut, Staus gibt es aber trotzdem und besonders Motorradfahrer sind hier sehr gut vertreten! Erwartet außerdem nicht, dass bei einem Zebrastreifen jemand für euch stehen bleibt – man muss einfach losgehen. Die meisten weichen dann eh aus (oder bleiben stehen). 😉 Als wir dann in der Innenstadt aus dem Bus gescheucht wurden, waren wir allerdings noch lange nicht am Ziel, denn die Bushaltestelle befand sich etwa 3 km von unserem Hotel in Thamel entfernt, weshalb uns nun noch ein längerer Spaziergang durch die Stadt bevorstand:

Der Marsch zum Hotel war für uns beide ein wenig anstrengend, besonders weil wir das warm-feuchte Wetter erst gewohnt werden müssen (wenn man das überhaupt gewohnt werden kann). Man sieht aber viel von einer Stadt, wenn man sich abseits der Hauptstraßen bewegt: So haben wir etwa mehrere Fleischereien gesehen, welche in Österreich den Qualitätsstatus „Absolut nicht vertrauenswürdig“ erhalten würden; viele Familien, die in kleinsten Häusern zusammenwohnen, daneben wieder kleine Frisörsalons, Lebensmittelmärkte, Restaurants, Wechselstuben, Kleidungsverkäufer, Souvenirgeschäfte, Malls, uvm.

Im Hotel angekommen bezogen wir unseren 4er Dorm-Room und ließen uns ein wenig über die einheimische Küche und Attraktionen beraten. Uns wurde ein Restaurant vorgeschlagen, welches wir am Abend direkt ausprobierten: Paru Thakali Kitchen. Dort gab es neben normalen Sitzcouchen auch die Möglichkeit, bei einem kleinen Tisch am Boden zu sitzen.  Für uns war das neu und wir mussten das natürlich direkt ausprobieren! Fazit: sehr gemütlich!

Als Abendessen bestellten wir Chilly Chicken Momos und Chicken Thakali, sowie ein Vanillelassi und ein Bananenlassi. Hätten wir vorher gewusst, dass man beim Thakali Nachschub erhält, hätten wir die Momos und Lassis ausgelassen. Wir sind wohl knapp an einem Food-Coma vorbeigeschlittert und gönnten unseren vollgegessenen Kadavern anschließend Nachtruhe…

Michi hatte allerdings eine ziemlich unruhige Nacht, was wohl nicht nur an der Hitze (wir hatten nur einen Ventilator im Zimmer), sondern auch an dem ungebetenen Besucher in seinem Bett lag: Eine Bettwanze hatte sich nämlich in der Nacht dazu entschlossen, eine kleine Wanderung durch Michi´s Bett zu unternehmen! Aber nicht nur der wenige Schlaf, sondern auch der Jetlag machte uns zu schaffen, weshalb wir es erst um 12 Uhr aus dem Bett und zur Rezeption schafften. Wir erhielten nach Schilderung unseres Problems aber direkt ein neues Zimmer, ein Upgrade sozusagen, denn wir hatten nun ein privates Schlafzimmer mit Doppelbett UND Klimaanlage (und das diesmal sogar ganz ohne Bettwanzen 😉).

Auf der Suche nach einem Mittagessen kamen wir an einem Lassistand vorbei, welcher uns auch vorgeschlagen wurde. Und wenn man jemals in Kathmandu ist, dann sollte man definitiv beim „Janekpur Lassi Bhandar“ vorbeischauen! Es sei denn, man mag keine Rosinen ;)

Anschließend besuchten wir den Durbar-Square und das dazugehörige Museum zur königlichen Familie. Dort durften wir auch einen Blick auf die derzeitige „Living Goddess“ erhaschen: ein kleines Mädchen, dass bis zum ersten Tag ihrer Periode als Göttin deklariert wird. Das Thema ist allerdings etwas widersprüchlich, da diese Göttinnen ausschließlich mit ihrer Familie und den zugeteilten „Dienern“ sprechen dürfen und sie in den ersten Jahren ihres Lebens nicht zur Schule gehen, geschweige denn mit anderen Kindern spielen dürfen, weshalb ihre soziale Kompetenz wohl weniger ausgeprägt sein dürfte. Zudem werden sie ab dem Tag ihrer Periode mehr oder weniger ins echte Leben „geworfen“, ohne zu wissen, wie sie sich verhalten sollen. Das dürfte auch der Grund sein, warum immer weniger Familien ihre Töchter zu so etwas anmelden. Hier findet ihr eine interessante Doku zu diesem Thema: https://youtu.be/6-dLjePVK4E

Nach dem Durbar-Square machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Bhagwan Pau und zur Swayambhu Stupa. Der Swayambhu Stupa ist ein hinduistischer Tempel, der auf einem Hügel inmitten der Stadt liegt und bei welchem neben vielen streunende Hunden auch viele Affen zu sehen sind. Bei unserer Rückkehr ins Hotel wurde es bereits dunkel (der Sonnenuntergang ist hier gegen 19 Uhr und finster ist es um halb 8 Uhr). Was uns bis dato nicht aufgefallen ist, ist, dass es in Kathmandu nur an den Hauptstraßen eine Straßenbeleuchtung gibt – die Nebengassen sind eher spärlich oder gar nicht beleuchtet und oft gibt es auch bei den ansässigen Läden kein Licht mehr, obwohl sie noch offen haben. Nur in den Touristengegenden gibt es auch am Abend noch Licht für die Geschäfte.

Auch der Osten der Stadt stand auf unserer To-Do-List, weshalb wir uns erneut nach den allgegenwärtigen Minibussen umsahen. Und wir wurden nicht enttäuscht: Es waren keine Minibusse, sondern Mikrobusse. Nicht größer als ein Multivan, es fanden aber 11+2 Leute drinnen Platz und dementsprechend eng und heiß war es auch!

Beim Pashupati Tempel angekommen mussten wir, wie auch beim Durbar-Square, ein Ticket kaufen und durften uns dann das Gelände anschauen. Das Interessanteste an diesem Ort war dann aber die Leichenverbrennung, die direkt am Fluss stattfand. Riechen und sehen konnte man zum Glück nichts mehr, aber den Aschehaufen nach zu urteilen, waren eine Menge Leute an diesem und dem gestrigen Tag verstorben. So wurde es uns jedenfalls von einem Guide erklärt, der sich mit uns das große Geld erhoffte – haha, wer´s glaubt! 😉

Auch beim Besuch des Buddha Stupa durften wir wieder Eintritt zahlen (das lassen sie sich nicht nehmen), dafür konnten wir aber auch das Museum über tibetische Kunst, Teppiche und Kommoden anschauen. Als wir am Gelände ein wenig umherspazierten, sahen wir einen Mönch, der gerade ein Foto vom Buddha Stupa machte und Michi fragte ihn prompt, ob er nicht ein Foto von sich haben möchte. Wie sich herausstellte war er Lehrer bei der dortigen „Jamchen Lhakhang Monastery“ und führte uns anschließend ein wenig am Gelände herum und gab uns einen kleinen Insight in den Buddhismus (insbesondere was die Gebetsmühlen, das Beten und die orangen Blumen (Tagetes) angeht). Ein paar positive Karmapunkte gab es obendrauf, als wir ihm eine Spende für´s Kloster in die Hand drückten.

Ein Achterl Wissen:

Die Gebetsmühle ist innen hohl und enthalten eine Schriftrolle, auf welchem entweder ein Mantra oder ein Gebet geschrieben ist. Gedreht wird die Mühle immer im Uhrzeigersinn (man sollte übrigens auch immer im Uhrzeigersinn gehen, wenn man einen buddhistischen Tempel besichtigt) und oft wird während des Drehens ein Lied gesungen. Das Drehen selbst symbolisiert so viel wie „Eins sein“ mit der Inschrift auf der Schriftrolle, dem Drehen und dem Leben. (Es dürfte sich auch auf den Wandel des Lebens beziehen, aber so genau habe ich das leider nicht mehr im Kopf)

An unserem letzten Tag in Kathmandu wollten wir eigentlich in die Mall einkaufen gehen und eine Wanderhose für Michi besorgen, sowie eine lange Stoffhose für mich – Die Pläne wurden allerdings durch Magenverstimmungen gekreuzt und wir verließen erst gegen Abend das Haus, um uns auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen.

Außerdem brauchten wir einen Insektenspray, da wir morgen weiter nach Chitwan reisen würden. Neben dem Spray besorgten wir zudem noch Wasser, Kekse und zwei Pizzen to-go, die wir später genüsslich im Bett verspeisen würden. Auch eine Stoff- & Wanderhose fand sich in unserem Einkaufssackerl wieder. Den Weg zum Bankomaten hätten wir uns an diesem Tag aber sparen können, da er Michi’s Karte gefressen hat und weil in Nepal am Samstag Feiertag ist (so wie bei uns der Sonntag) und wir morgen bereits recht früh abreisten, hieß das, dass wir Kathmandu einen erneuten Besuch abstatten mussten…

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