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#16 Kunstvolles Udaipur

Udaipur / Indien

verFASSer: Angela

11. August 2023 – 14. August 2023

Am 11. August ging es mit dem Zug von Jaipur ins knapp 400km entfernte Udaipur. Die Fahrt dauerte ein paar Stunden und ausgerechnet heute waren Michis und mein Sitzplatz durch den Mittelgang getrennt.  In Eigenregie wurden also Podcasts gehört, Tagebücher aktualisiert, Blogeinträge geschrieben und Fremdsprachen gelernt. Auch in Udaipur wurde es bereits finster, als wir den Fuß aus dem Zug setzten, weshalb wir sicherheitshalber ein Tuktuk zum Hotel nehmen wollten. Aus Jaipur wussten wir, dass eine Fahrtstrecke mit einer knapp 15-minütigen Fahrt rund 80 Rupees (auf Verhandlungsbasis natürlich 😉) kostet; In Udaipur wurde für dieselbe Strecke mehr als das Dreifache verlangt! Generell herrschte auch ein ziemliches Chaos am Bahnhof: Es gab lange Staus; Mopeds, die sich in die kleinsten Lücken quetschten; Autos, die bei 7 Metern Spielraum voll Gas gaben, nur um dann eine Vollbremsung hinzulegen und Massen an Menschen, die ihren Weg durch all die Fahrzeuge bahnten. Auch wir suchten unseren Weg durch die Fahrzeuge und nachdem wir nirgends einen vernünftigen Fahrtpreis erhielten, beschlossen wir, zu Fuß zum Hotel zu gehen.

Wandmalerei Udaipur
Ob wir ein wenig bammel hatten, im Finstern in einer fremden Stadt herumzuspazieren? Eigentlich nicht. Natürlich hat man immer im Hinterkopf, dass hinter der nächsten Ecke jemand auf einen warten könnte, aber wir waren zu zweit und hätten dementsprechend bessere Chancen, also nein.

Die Hotelräumlichkeiten teilten wir uns mit vier InderInnen, die ich im Blogeintrag „#13 Kulturschock in der zweitgrößten Stadt der Welt“ schon erwähnt hatte. Wir liefen uns nicht oft über den Weg, aber die wenigen Male, die sie in ihrem Zimmer waren, fielen dafür umso (laut)stärker auf. 

Die Stadt Udaipur ist durchgehend mit wunderschönen Wandmalereien verziert: Einige schon ein wenig abgebröselt, andere dafür umso farbenprächtiger und detailgetreuer! Häufig sieht man Maharadschas die Elefanten reiten, Graffiti von Gottheiten oder einfach Malereien von alltäglichen Dingen wie Vögeln oder der Natur. Der Besuch des City Palace auf einen Sonntag war allerdings ein Fehler, denn der Palast war brechend voll mit Menschen und da in manchen Gängen nur Platz für jeweils eine Person war, hat sich die ganze Besichtigung auch ziemlich gestaut. Von den einzelnen Ausstellungsstücken haben wir auch recht wenig gesehen und wir waren beide froh, als wir dem Trubel wieder entkamen.

Jagmandir / Wasserpalast
Aufgrund der Menschenmassen im City Palace verzichteten wir dann auch getrost auf die Bootstour zum Schloss „Jagmandir“, das im See vor der Altstadt liegt. Stattdessen machten wir einen längeren Spaziergang zum Pichola View, von wo aus wir das Schloss auch sehen konnten. Wir waren nicht die Einzigen bei der Promenade, auch viele andere ließen sich die letzten Sonnenstrahlen des Tages nicht entgehen und genossen ihren Feierabend am See. In der Nähe des dortigen Aussichtspunktes konnte man außerdem auf Kamelen und Pferden reiten und, was besonders lustig war, mit den Luftwurzeln eines riesigen Banyan-Baumes hin- und herschwingen! In Udaipur haben wir dann auch das erste Mal riesige Fledermäuse gesehen, die in einem Park, hoch oben in den Baumkronen, ihren Tagschlaf gehalten haben. Die kannten wir bisher nur aus dem Tiergarten, aber freilebend sind diese „Viecherl“ noch viel gewaltiger!

Fledermaus

An unserem letzten Tag in Udaipur hatten wir auch noch mit der Tochter unserer Unterkunft ein längeres Gespräch: Sie hat ihr Kunststudium erst kürzlich beendet und plant nun, im Innenhof des Hotels ein Café zu eröffnen. Für ihr Abschlussprojekt an der Uni musste sie mit einer Frau aus Bangalore zusammenarbeiten, was sich aber als schwierig herausstellte, da beide von ihnen verschiedene Sprachen gesprochen haben.



Zwei Achterl Wissen:

In der indischen Verfassung sind Hindi sowie Englisch beidermaßen als Amtssprachen festgelegt, allerdings gibt es in ganz Indien mehr als 120 gezählte Sprachen und weit über 500, wenn man die verschiedenen Dialekte dazuzählt. Die Einführung von nur einer Nationalsprache bringt also so manche Schwierigkeiten mit sich. Aus diesem Grund legten die jeweiligen Bundesstaaten eigene Amtssprachen fest, weshalb neben Hindi auch 22 weitere Sprachen gültig sind. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachen_Indiens

 

Damit ihr überhaupt mal eine Vorstellung davon bekommt, wie groß Indien eigentlich ist, habe ich euch zwei Vergleichszahlen mitgebracht: 

Fläche:

Europa:              10.523.000 km2

Indien:                3.287.000 km2

Bewohner:

Europa:              730.000.000  

Indien:                1.420.000.000

 

Quellen: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/19326/umfrage/gesamtbevoelkerung-in-indien/ und https://de.wikipedia.org/wiki/Europa

 

Ihr seht also, dass Indien auf knapp einem Drittel der Fläche von Europa fast doppelt so viele Menschen unterbringt. Dass es hierbei sprachliche Barrieren gibt, ist also absolut nicht verwunderlich.

(Ich übernehme übrigens keine Haftung für diese Zahlen. Ich habe die Daten nach bestem Wissen und Gewissen verglichen und recherchiert aber selbst keine Volkszählung oder Vermessung durchgeführt 😉)


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