Nilaveli / Sri Lanka
verFASSer: Angela
05. September 2023 – 12. September 2023
Wir spazierten also den gleichen Weg zurück, den wir im Finsteren gekommen waren und wieder vorbei an der Pagode und dem Schäferhund. Zurück zum Busbahnhof. Der Bus nach Nilaveli stand bereits dort und wir konnten einsteigen. Und dann warteten wir. Und warteten. Und warteten immer noch. Dann nach fast zwei Stunden Herumsitzerei war der Bus voll und wir fuhren los. Mittlerweile ist Tag geworden und die Sonne brannte auf uns herab – eine Wohltat zu den letzten Tagen im regennassen Galle.
In Nilaveli gingen wir kurz einkaufen: Wasser, Bananen und eine Wassermelone. Die Bananen waren recht teuer, aber es war die wohl beste Banane, die ich jemals gegessen hatte! Dann ging es weiter zum Guesthouse, wo wir direkt freundlich aufgenommen wurden und das Badezimmer nutzen durften, obwohl das Check-in erst später möglich war. Wir machten uns für den Strand fertig und mussten dann noch etwa 700 Meter zum Strand gehen. Dann erwartete uns ein fast komplett leerer Sandstrand mit vielen Muscheln und glasklarem Wasser! Sogar einen Rochen habe ich während des Badeausflugs gesehen und langsam freute auch ich mich auf den bevorstehenden Tauchkurs!Ein
halbes Achterl Wissen:
Für
die, die es nicht wissen, aber mein Onkel war Tauchlehrer und hat mir schon
ein, zwei (Horror-)Geschichten vom Tauchen erzählt und welches Risiko eben
jenes birgt. Die Begeisterung hielt sich deshalb vorher ein wenig in Grenzen! 😉
Wir hielten den Ausflug zum Strand trotzdem recht kurz,
weil wir zum einen nicht krank werden und zum anderen keinen Sonnenbrand
riskieren wollten. Der UV-Index liegt im September nämlich bei 7/12, was so
viel heißt wie: Sonnenschutz wie Sonnencreme, Hut, Sonnenbrille und zu Mittag
in den Schatten gehen.
Ein
Achterl Wissen:
Der
UV-Index (UVI) gibt die Intensität der Ultraviolettstrahlung an und besagt, wie
schnell ungeschützte Haut (besonders zur Mittagszeit) gesundheitliche Schäden
davonträgt. Eingeteilt wird der UVI in folgende Abschnitte:
0
– 2 / niedrig
Kein
Schutz erforderlich
3
– 5 / mäßig
Schutz
erforderlich: Hut, T-Shirt, Sonnenbrille, Sonnencreme
6
– 7 / hoch
Schutz
erforderlich: Hut, T-Shirt, Sonnenbrille, Sonnencreme + die WHO empfiehlt,
mittags den Schatten aufsuchen
8
– 10 / sehr hoch
Man
sollte den Aufenthalt (besonders zwischen 11 und 15 Uhr) im Freien vermeiden
und auch im Schatten eine lange Hose sowie langärmliges Oberteil und die o.g.
Schutzmaßnahmen tragen
11
– 12 / extrem
Man
sollte besonders zwischen 11 und 15 Uhr im Haus bleiben und wenn man sich
draußen aufhält, alle Sicherheitsmaßnahmen von Stufe 8 – 10 anwenden.
Die
Werte hängen natürlich immer von der Bewölkung, dem Sonnenstand, der
geografischen Breite sowie der Ortshöhe ab. In Österreich gibt es deshalb ganz
verschiedene Werte und dass Spektrum reicht von 0 bis zum Wert 8 an klaren
Sommertagen sowie noch mehr, wenn man sich auf einem Berg aufhält. In Kathmandu
waren wir beinahe jeden Tag einem UV-Index von 11 – 12 ausgesetzt.
Also, es war schon ganz schön heiß während unserer Reise,
von der Luftfeuchtigkeit ganz zu schweigen. Dann konnten wir unser Zimmer
beziehen und unser Gastgeber führte uns ein wenig in seinem Garten herum und
zeigte uns die derzeitige Baustelle, wo neue Gästezimmer geplant sind. Es war
recht interessant zu sehen, dass sie die Ziegel dafür selbst herstellten und
formten.
Wir mussten den Tauchkurs um zwei Tage verschieben, weil
wir beide noch nicht 100% fit waren. Für die Tauchschule war das kein Problem
und wir konnten inzwischen zumindest schon mit dem theoretischen Teil beginnen,
den wir aber komplett unterschätzt hatten! Auf ein paar Stunden Videomaterial
folgten umso mehr Stunden, die wir mit durchlesen verbrachten und zwischendurch
gab es dann kleinere sowie größere Quizze, die es zum Absolvieren galt. Wir
verschanzten uns ein wenig in unserer Unterkunft (was unser Gastgeber nicht so
verstand), fertig wurden wir mit der Theorie bis zum praktischen Teil dann aber
nicht…
Der Open
Water Diving Course:
Dann kam endlich der Tag, an dem wir uns für das Tauchen
fit genug fühlten: Wir wurden frühmorgens von der Tauchschule abgeholt und
mussten vor Beginn noch die nötigen Unterlagen ausfüllen: Haftungsausschluss
eben.
Dann bekamen wir eine kleine Einschulung für das Equipment
und wir durften es direkt selber „zusammenbauen“ und testen, ob alles
funktioniert. Für den ersten Tauchgang entschieden wir uns für den Pool. Die
Bedingungen im Pool sind natürlich nicht mal annährend, wie die im Meer, aber
wir bekamen zumindest ein Gefühl für unser Tauchequipment.
Den Neoprenanzug hatten wir bereits bekommen, nun legten
wir die Tauchweste (BCD = Buoyancy Control Device) inklusive Tauchflasche und
Taucherbrille an. Dann gingen wir langsam ins Wasser, wo wir dann auch noch die
Flossen anzogen. Und dann war der Moment gekommen: Wir setzten das Mundstück an
und tauchten unter.
Man sagt, dass sich jeder an den ersten Atemzug unter
Wasser erinnern kann. Und ja, das stimmt. Aber für mich waren die ersten
Atemzüge keineswegs erfreulich, sondern sehr befremdlich. Das ich nur
Zentimeter von der frischen Luft entfernt bin und nun ausschließlich durch den
Mund ein- und ausatmen konnte, setzte mir ein wenig zu und ich wollte am
liebsten wieder auftauchen und einen tiiiiiefen Schnapper durch die Nase
machen. Auch, als wir mit den Übungen
begannen, bei welchen wir zB. unsere Taucherbrille unter Wasser setzten und
diese wieder mit Luft füllen mussten oder wir eine „Out-of-air“-Situation üben
mussten, hatte ich erneut das starke Bedürfnis, einfach aufzuhören und den
Tauchkurs nicht zu beenden. Aber ich konnte auch immer noch aufhören, bevor wir
dann ins Meer gehen würden! Also machte ich weiter. Michi schien sich
unterdessen recht wohl zu fühlen und absolvierte alle Übungen mit Bravour! Nach
einer Stunde im Pool hatten wir alle machbaren Übungen durchgeführt und machten
uns wieder zurück zur Tauchschule.
Mir fiel das Ausgleichen beider Ohren recht gut, Michi hatte damit allerdings nach den ersten Metern Schwierigkeiten. (Für die, die keinen Bezug zum Tauchen haben: Man muss beim Ab- und Aufstieg im Wasser besonders auf den Druckausgleich der Ohren achten und darf beim Aufsteigen auch nicht die Luft anhalten, da der Differenz-Druck in der Lunge sonst zu groß wird. Bei den Ohren passiert dasselbe mit dem Unterdruck – das Gefühl kennt man meistens, wenn man von einem Berg hinunterfährt und man bekommt es eigentlich durchs Gähnen oder Schlucken wieder weg) Wenn man den Ausgleich der Ohren nicht spürt und der Druck größer wird, dann muss man wieder ein wenig hinauftauchen und dann wieder langsam hinunter. Immer wieder, bis man dann auf der gewünschten Tiefe ist. Nach mehreren Anläufen sind Michi und unser Tauchlehrer Dayan noch einmal auf die Oberfläche geschwommen, um dort neue Kraft zu tanken. Michi hat mir nachher erzählt, dass auch er beinahe aufhören wollte, damit er mir die Tauchzeit nicht verkürzt. Unterdessen war ich aber mit unserem zweiten Tauchlehrer auf ca. 12 Meter Tiefe und konnte mich ein wenig mit der neuen Umgebung betraut machen. Dann schaffte es auch Michi nach unten und wir konnten mit unserem ersten Tauchgang im Meer beginnen!
Wir sahen viele Korallen, verschiedene Fische und Muscheln und mussten auch wieder ein paar Übungen absolvieren: „Out-of-Air“-Situation simulieren, eine mit Wasser gefüllte Brille wieder mit Luft füllen, im Wasser die perfekte Balance (Buoyancy) finden, unsere Tauchweste aus- und wieder anziehen, sowie ein paar weitere Übungen. Nach 35 Minuten begannen wir wieder mit dem Aufstieg, es gab eine 30minütige Pause und dann starteten wir den zweiten Tauchgang an derselben Stelle. Diesmal fiel Michi das Ausgleichen der Ohren auch schon leichter und wir begannen wieder mit unserer Tour. Vorbei an weiteren Korallen, Fischschwärmen und auch ein paar gefährlichen Feuerfischen, von denen wir aber reichlich Abstand hielten.Nach erneuten 35 Minuten war der erste Tag auch schon
geschafft! Wir fuhren zurück zum Strand, halfen beim Verräumen des Equipments
und dann gab es Reis mit Fleisch zu Mittag. Wir machten noch einen kurzen
Strandspaziergang und setzten uns dann wieder an den Theorieteil, der im Moment
unsere ganze Aufmerksamkeit und Zeit konsumierte.
Die Fahrt mit dem Boot zu unserer heutigen „Dive Site“
dauerte knapp 20 Minuten. Diese befand sich nämlich vor dem Ort Trincomalee und
war ein offenbar sehr begehrtes Tauchziel. Als wir nämlich bei der Klippe
ankamen, waren bereits zwei weitere Tauchboote und ein Fischerboot vor Ort. Hier
tauchten wir das erste Mal auf unsere erlaubten 18 Meter hinab. Man merkt
übrigens bereits nach den ersten Metern, dass die Farben rot und gelb
nachlassen. Bei den meisten Fischen und Korallen konnte man aber trotzdem gut
erahnen, welche Farbenpracht sie haben. Da wir heute schon mit dem
Tauchequipment vertraut waren, nahmen wir außerdem die GoPro mit, die wohl
nicht nur uns, sondern auch Dayan gefiel. Dieser jagte damit nämlich
verschiedenen Fischen und Rochen hinterher und machte auch ein paar Aufnahmen
von einem Aal. Auch dieser Tauchgang dauerte wieder knapp 30 Minuten und ich
war wirklich froh, als wir in die Wärme der Sonne zurückkehrten! Stellenweise
waren nämlich sehr kalte Strömungen unter Wasser, die nicht einmal mein
Neoprenanzug abhalten konnte.
Wir machten wieder eine längere Pause am Strand, wo wir uns kokosnussschlürfend von Rosie und Michael verabschiedeten.
Ein
Achterl Wissen (Nun wird´s kompliziert!):
Wenn
man taucht, dann steht der Körper unter Druck. Das sind Pi-mal-Daumen 1 bar/ 10
Meter, dazu kommt der atmosphärischer Druck von 1 bar (also dem wir immer
ausgesetzt sind).
In
einer Tiefe von 10 Metern steht der Körper also unter 2 bar Druck; in 30 Meter
Tiefe unter 4 bar (das wären mehr, als in euren Autoreifen sind!)
Desto
tiefer man also geht, desto mehr Druck wirkt auf die Lunge und desto kleiner
wird das Lungenvolumen. Der Körper kann nun zwar den Sauerstoff aus der Luft
verwerten, der Stickstoff kann aber nicht oder nur bedingt an die Umgebung
abgegeben werden und setzt sich im Gewebe und Blut fest. Wenn der Druck dann
wieder weniger wird (also man aufsteigt) und der Stickstoff nicht schnell abgeatmet
werden kann, können sich Stickstoffbläschen im Blut und Gewebe bilden. Diese
können sich ausdehnen und die Blutgefäße zu wichtigen Organen blockieren. Das
wäre die sogenannte „Dekompressionskrankheit“.
Um
diese zu vermeiden wird geraten, dass man in einer Tiefe von knapp 4-5 Metern
einen Sicherheitsstopp von ein paar Minuten einlegt, damit der angesammelte Stickstoff
entweichen kann. Außerdem soll man nicht so lange Tauchgänge unternehmen, damit
es gar nicht zu so einer großen Menge an Stickstoff im Körper kommt.
Was
hat das nun mit Rosie und Michael zu tun? Naja, die beiden hatten am nächsten Tag
einen Flug und es wird geraten, dass man mindestens 12 Stunden vor einem Flug
nicht mehr taucht. Wenn man mehrere Tauchgänge unternimmt, dann sollte man
sogar mindestens 24 Stunden warten. Das
hat den Grund, dass der Druck im Flieger um knapp ¼ geringer ist als auf
Seehöhe und dadurch die Gefahr einer Dekompressionskrankheit erhöht ist.
Quelle: https://www.msdmanuals.com/de/heim/verletzungen-und-vergiftung/tauchverletzungen-und-verletzungen-durch-druckluft/dekompressionskrankheit
Hiermit hatten wir den praktischen Teil unserer Tauchausbildung zum „PADI Open Water Diver“ erfolgreich abgeschlossen! Am Land genossen wir noch ein gemeinsames Mittagessen und wurden vom Manager noch dazu eingeladen, am Abend mit der ganzen Crew zusammenzusitzen und auf unseren Abschluss anzustoßen. Wir besorgten dazu Arrak (Spirituose aus Palmsaft) oder auch „Gal“ genannt und machten uns in der Finsternis wieder auf den Weg zur Tauchschule. Ein paar Arraks und Melonen später machten wir uns dann wieder auf den Heimweg. Der Abend war warm und die Sicht am Strand so klar, dass wir die Milchstraße sehen konnten. Über dem Meer schienen duzende Lichter zu schwimmen, die von entfernten Fischerbooten stammen.
Den nächsten Tag nutzten wir, um bei unserem Theorieteil weiterzumachen. Auch unser Host war heute daheim und musste das Haus „hüten“, weil seine Familie zu einer Fahrzeugsegnung gefahren ist. Das ist wohl wie bei uns mit der Feuerwehr: Wenn man ein neues Auto kauft, dann wird das von einem Priester/Mönch gesegnet, dass das Fahrzeug & seine Insassen vor Unfälle und Unglück geschützt sind. Als sie am Abend wiederkamen, kamen wir mit der Tochter und dem Schwiegersohn in ein Gespräch, die uns stolz ihr Hochzeitsfotoalbum präsentierten: Sie zeigten uns, was sie am Tag vor der Hochzeit für Rituale durchlaufen sind, welche Kleidung sie zu welcher Zeremonie getragen haben und wie der Ablauf der Hochzeit war. Sie trug an ihrem Hochzeitstag drei verschiedene Sarees und dementsprechenden Schmuck und auch er musste mehrmals die Kleidung wechseln, damit sie farblich zusammenpassten. Außerdem erzählten sie uns, dass ihr Hochzeitsdatum nach ihrem Horoskop berechnet wurde:Ein
Achterl Wissen:
Der Schwiegersohn der Gastfamilie
brachte uns am 12. September zurück nach Trincomalee, von wo aus es nach Kandy
weitergehen sollte. Wir nahmen das Angebot dankend an, sparten so nämlich Zeit &
Geld und waren während der Abreise in guter Gesellschaft! 😊
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