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#28 "Winter Wonderland" im Sommer

Sa Pa / Vietnam

29. September 2023 – 30. September 2023

Die Reise führte und am 28. September retour nach Hanoi und von dort aus ging es mit einem Nachtbus in den Norden des Landes, nach Sa Pa. Der Nachtbus war anders als jene in Indien und bei Weitem nicht so gemütlich! Es gab nämlich keine „Matratzen“, sondern Liegen (so wie eine Sonnenliege), die man bei der Lehne nicht verstellen konnte. Auf der Seite liegen war also eine ziemliche Herausforderung und auch der Platz bei den Liegen war begrenzt, weshalb der Rucksack zwischen die Füße gequetscht werden musste. Die Nacht war, zumindest für mich, sehr durchwachsen und ich war froh über die paar Minuten / Stunden, in denen ich nicht bewusst von einer Schlafposition in die Nächste gewechselt bin.

Nebelverhangene Berge
Als wir gegen 6 Uhr in Sa Pa einfuhren war das Erste, was wir sahen, eine Horde Damen, die auf unseren Bus zustürmten. Wie sich herausstellte waren es Ladys, die Trekkingtouren und Touren zu nahegelegenen Ortschaften anboten und auch wir wurden während unseres Aufenthalts mehr als oft genug gefragt, ob wir nicht eine Tour machen wollten! Das Wetter in Sa Pa war sehr frisch und das lag wohl auch daran, dass Sa Pa im Gegensatz zu Hanoi und Cat Ba auf über 1.600 Meter liegt. Auch hier war der Himmel wolkenverhangen und man konnte die Spitzen der umliegenden Hügel nur erahnen. Der Nieselregen kühlte den frühen Morgen zusätzlich ab und wir marschierten mit Schirm im Arm los, um den doch recht aufdringlichen Damen zu entkommen. 

Lampions, überall!
Da noch keine Cafés oder Restaurants offen hatten, in denen wir uns die Zeit bis zum Hotel Check-in vertreiben konnten, setzen wir uns zur Treppe eines Lokals. Die halbleeren Fischbecken und der tote Fisch darin ließen darauf schließen, dass das Restaurant verlassen war, und wir tippten auf die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Später stellte sich allerdings heraus, dass der Fisch ein Überbleibsel des gestrigen Tages war und direkt nach dem Aufsperren entsorgt wurde.

Wir spazierten nach einem Frühstück mit leckerem Zimt-Apfel-Ingwertee, welcher an Weihnachten erinnerte, langsam Richtung Hotel. Auf dem Weg sahen wir viele weitere Damen, die Souvenirs und Trekkingtouren verkauften und lernten auch „Bao“ und „Mamabava“ kennen, denen ich versprach, dass wenn ich ein Souvenir kaufen würde, ich es bei ihnen besorgen würde. (Ich spüre, wie Michi den Kopf schüttelt, weil ich mein Versprechen mit „Mamabava“ nicht einlösen konnte!)

Michi und Wolke
Sa Pa erwachte langsam zum Leben und nach und nach erstrahlte die Stadt im Licht hunderter Lichterketten und bunten Lampions! Eine warme „Chestnut-Cake“ (ein frittiertes Küchlein aus Esskastanien) verlieh dem Ambiente einen zusätzlichen Hauch von Winter & Weihnachten und hätte es noch geschneit (was in den Monaten von Dezember bis Jänner schon mal vorkommen kann) dann wäre es ein reines „Winter Wonderland“ gewesen! Einzig ein heißer Glühwein hätte noch gefehlt und ich hätte wohl schon meine Weihnachtswünsche per Post ausgeschickt! 😉

Mid-Autumn-Festival
Dass es aber noch nicht ganz Winter war, zeigte uns das Mid-Autumn-Festival, welches am Abend am Hauptplatz von Sa Pa stattfand. Von verschiedenen Vereinen und Schulklassen wurden große, aus Stoff gebastelte Figuren präsentiert, welche festlich beleuchtet waren und ein paar von ihnen waren sogar mit einer Rauchkanone ausgestattet! Auch Tänze mit Drachenkostümen wurden abgehalten und wunderschöne Fruchtkörbe zur Verehrung von Ahnen & Anbetung von Göttern bereitgestellt.

Kind mit Baby am Rücken
Der Tourismus mag in Sa Pa zwar für einen wirtschaftlichen Aufschwung und für die Schaffung von vielen Arbeitsplätzen gesorgt haben, allerdings findet man zwischen den Lichtern und Lampions kaum einen authentischen vietnamesischen Alltag – dafür müsste man wahrscheinlich einige Minuten mit dem Moped oder Auto aufs Land fahren.

Kinderarbeit ist in Sa Pa zudem weiter verbreitet und es ist keine Seltenheit, dass man bei einem Spaziergang durch die Stadt von kleinen Mädchen oder Buben angesprochen wird. Ein paar von ihnen hatten sogar ihre noch jüngeren Geschwister im Schlepptau und ein Mädchen trug sogar ein etwa 1–2-jähriges Baby auf dem Rücken mit sich rum. So traurig diese Situation auch ist, unterstützen darf und sollte man nicht, da es die Situation der Kinder kaum verbessern wird, wenn sie mit einem Patzen „Mitleidsgeld“ daheim auftauchen – eher das Gegenteil.

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