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#33 Volunteering in Trà Vinh

Mekong-Delta / Vietnam

16. Oktober 2023 – 06. November 2023

Kokosnusspalmen
Über den Anbieter „Workaway“ haben wir uns mit Thuan in Verbindung gesetzt, die zwei Freiwillige für Gartenarbeiten auf ihrem Grundstück im Mekong-Delta suchte. Im Gegenzug für 30 Wochenstunden arbeiten (genauer gesagt fünf Stunden/Tag, sechs Tage/Woche) erhielten wir Mittag- und Abendessen und eine Unterkunft.

Thuan hat in der Umgebung von Trà Vinh (eine Provinz im Mekong-Delta) ein größeres Grundstück gekauft und ein paar Hotelräume (Vila Basi), zwei mietbaren Häuser sowie eine Bibliothek darauf errichten lassen. Auch ein kleiner „Bookstore“ findet sich neben ihrem eigenen Haus, einem Haus für die Mitarbeiter und der Küche auf dem Grundstück wieder. Der Rest des Grundstücks besteht aus Garten und kleinen Teichen. Es war also ein sehr großes Grundstück und kam flächenmäßig bestimmt an das eines Fußballfeldes heran!

Unsere Tätigkeiten beim „Volunteering“ (= Freiwilligenarbeit) bestanden hauptsächlich aus Erdarbeit, Gras ausrupfen und schneiden, Blumen setzen, die Bibliothek säubern und Bücher vom Staub befreien oder Unkraut zwischen den Bonsais zupfen.

Mönch im Khmer Tempel
Die Bibliothek nahm wohl am meisten Zeit in Anspruch: Dort mussten wir Staub wedeln, Spinnweben entfernen, den Boden aufwischen, Regale abputzen, Fenster reinigen, usw... Geplant war auch, dass wir neben den Regalen auch die Bücher abwischen, allerdings fiel uns dort der Holzwurmbefall auf, der bis zu unserer Abreise nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte – die Bücher liegen wohl heute noch komplett chaotisch und staubig in der Bibliothek herum. 

Die Erdarbeiten waren zwar die intensivsten Arbeiten, aber die Zeit verging irrsinnig schnell. So mussten wir bereits zu Beginn einen Pflastersteinweg von Erde befreien oder beim neu gebauten Gästehaus Erde anschütten. Das Gras zupfen und schneiden war mehr oder minder eine Zwischenarbeit, gehörte aber auch gemacht und wir hörten währenddessen meistens einen Podcast (Inside Austria und Mordlust nahmen dabei sehr viel Zeit in Anspruch 😉). Einmal durfte ich einer entspannteren Arbeit nachgehen und vier Sessel abschleifen, die ich später wiederum pink anstrich – Michi hat währenddessen beim neuen Haus geholfen und brachte mir zwischendurch mal eine Kokosnuss, die er von den Arbeitern dort bekommen hat! 😋

An das Arbeiten in der heißen und Luftfeuchten Umgebung konnten wir uns nie so richtig gewöhnen, aber wir haben gelernt, Schattenplätze auszunutzen, „Gehpausen“ einzulegen, um so neue Kraft zu schöpfen und besonders: Das Duschen nach getaner Arbeit wertzuschätzen!

Neben der eigentlichen Arbeit verbrachten wir viel Zeit mit unserer wundervollen Bekanntschaft: Ling! Ling ist bei der Vila Basi als Werbe- und Social Media Beauftragte bzw. „Mädchen-für-alles“ angestellt und mit ihr haben wir unsere meiste Freizeit verbracht.

Ling mit Krokodilbrot
So haben wir ihr schon am ersten Tag mit einer Bildcollage geholfen oder sie bei einer Genusstour mit zwei Gästen aus Singapur „unterstützt“. Wir verbrachten viele Stunden bei gemeinsamen Filmabenden und Ling brachte uns immer wieder mit ihren Geschichten, wie sie ihren Führerschein verloren hatte, zum Lachen! Das Baden im Mekong-River war aber mein absolutes Highlight: Das Ufer war mit Lotusblumen überwachsen, weshalb wir ein altes, mit Regenwasser gefülltes Kanu als Ein- und Ausstieg verwendeten. Dieses wurde durch unser Gewicht aber so sehr geflutet, dass es nach dem Badespaß komplett unter Wasser stand (Keine Sorge, als wir Tage später wieder dort waren, schwamm es wieder an der Oberfläche). 😉

Das Wasser des Flusses war warm und transportierte, besonders nach dem Regen, viele Lotusblumenbüschel, Astwerk und so manch einen Müll, der unachtsam entsorgt wurde. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen vom Steg aus, bevor es mit den Fahrrädern retour zur Unterkunft und somit außer Reichweite der Gelsenschwärme ging! In der ferne kündigte sich bereits das nächste Gewitter mit Blitzen an.

An unserem letzten Abend ging es gemeinsam mit Thuan und Ling noch ins Kino in die Stadt. Die Geschichte, die der vietnamesische Film „The Last Wife“ erzählte, war spannend, bei der Umsetzung fehlte aber wohl das Budget. So war die Tonqualität schrill und nicht an das Geschehen angepasst und der Film selbst mit über zwei Stunden einfach zu lang. Wir hatten mit unserem Karamellpopcorn und Käsepopcorn aber zum Glück eh für die ganze Vorstellung ausgesorgt.

Ausflug zum Kino
Am 6. November hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen: Von Thuan, von Ling, von den Hunden und Katzen, die uns tagtäglich um Essen angebettelt haben und von dem Alltag, den wir hier die letzten drei Wochen genießen durften. Zum einen freuten wir uns darauf, endlich wieder zu reisen und am allermeisten wohl, das kleine Zimmer in der Bibliothek und die vielen, vielen Gelsen und Spinnen hinter uns zu lassen und zum anderen war es schön, hier einen sichtbaren Beitrag zu leisten und ein wenig in die Kultur und in die Denkweise von Vietnam einzutauchen. 

Drachenfruchtbaum
Was vielleicht noch erwähnenswert ist:

1) Unser Hauptfrühstück in den drei Wochen war Toast aus Kartoffeln mit Peanut-Butter. Ab und zu gab es auch Bananen, Äpfel, Tee oder Margarine

2) In Tra Vin haben wir das erste Mal Lotussamen, eine Jackfruit, Honigreiswein und eine Macapuno-Kokosnuss gekostet. Lotussamen haben keinen ausgeprägten Geschmack, die Jackfruit dafür umso mehr (und hat mir nicht sehr geschmeckt), der Honigreiswein war lecker und süß und die Macapuno-Kokosnuss (die hier ein einziges Luxusgut ist und umgerechnet knapp 8,- kostet) war sehr fettig. Am besten war mit Abstand die heimische Drachenfrucht, die man praktisch sonnengereift direkt vom Bauern ums Eck abholen konnte.


Was wir noch während unseres Aufenthalts in Vietnam gelernt haben und was uns aufgefallen ist:

1) Handys sind ein Statussymbol. Egal ob Taxifahrer, Kassierer, Straßenverkäufer, Student, …, egal ob man gerade genug Geld für den täglichen Bedarf hat oder nicht: Überall sieht man Menschen mit dem neuesten IPhone.

2) Vietnamesen schützen um jeden Preis ihre Haut vor der Sonne. Das liegt zum einen daran, weil weiße, reine Haut noch immer als Symbol für Reichtum angesehen wird und zum anderen, dass Vietnamesen offenbar durch zu viel Sonne Leberflecken bekommen – Quelle: Ling. 😉 Das Klischee, dass hellweiße Menschen reich wären, ist mittlerweile auch im Umbruch, da nicht nur zwangsläufig arme Menschen Tätigkeiten in der Sonne nachgehen. Reiche Menschen haben heutzutage nämlich verhältnismäßig mehr Freizeit und können daher ihren Hobbies wie Tennis, Golf und Co. nachgehen.

3) Es ist grundsätzlich nicht erlaubt, zu 3. / 4. / 5. Auf einem Motorrad zu fahren, es wird trotzdem gemacht.

4) Es gibt nach wie vor Vietnamesen, die Hunde und Katzen essen und auch nicht vor Haustieren zurückschrecken. (Auch eine Katze von Thuan fiel bereits zum Opfer eines „hungrigen“ Vietnamesen)

5) Die Gehsteige in Vietnam werden generell für alles, außer fürs Gehen genutzt. Es werden Motorroller darauf geparkt, kleine Tischchen und Stühle aufgestellt, damit man dort essen kann und auch Geschirr wird manchmal direkt am Gehsteig in großen Wannen gewaschen.

6) Vietnamesen sind sehr gastfreundlich und sogar als Gast hilft man beim Kochen und Wegräumen oder Abwaschen vom Geschirr mit.

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